Gegen viele Widerstände gewachsen

Die Geschichte des Krankenhauses Johanneum nahm heute vor 150 Jahren ihren Anfang

Quelle: Wildeshauser Zeitung, vom 20.03.2023, Autor: Ove Bornholt

Wildeshausen – Heute vor 150 Jahren begann die Geschichte des Krankenhauses Johanneum. Am 20. März 1873 erschienen fünf Wildeshauser beim katholischen Pfarrer Clemens Driver. Es waren: Kaufmann August Niehüser, Geometer (Vermesser) Chr. Schmitz, Gastwirt Hieronymus Stegemann, Buchbinder Caspar Eilers und Weißgerber Johann Bernhard Becker, nachdem später die Klinik benannt werden sollte – unter anderem weil er, beziehungsweise seine Witwe, den Bauplatz an der Visbeker Straße zur Verfügung stellte.

Was das Quintett vorbrachte, führte dazu, dass das Krankenhaus auch lange nach dem Ableben der fünf Männer immer noch in der Kreisstadt steht: „Wir wünschen, so bald als möglich zwei barmherzige Schwestern zur Pflege der Kranken in den Häusern der Stadt Wildeshausen und der Umgebung zu erhalten. Wir verpflichten uns, alles herbeizuschaffen, was zur Erlangung derselben auf fünf Jahre notwendig ist.“

Offizialat und Pfarrer gegen das Krankenhaus
Die Schwestern zu holen und unterzubringen war das eine, das andere war die Errichtung eines Krankenhauses. Schon damals mangelte es nicht an Streit in der Stadt, denn zur gleichen Zeit wollten auch die evangelisch-lutherischen Christen eine Klinik bauen – und sowohl Pfarrer Driver in Wildeshausen als auch das Offizialat in Vechta stellten sich erst einmal gegen eine katholische Einrichtung, weil es in der Diaspora nicht allzu viele Katholiken gab.

In mehreren Briefen zwischen Wildeshausen und Vechta wurden Bedenken geäußert. So sei zu fragen, ob es in der kleinen Gemeinde von nur rund 800 Katholiken genug Arbeit für die Schwestern geben werde. Man müsse eventuell daran denken, auch evangelische Christen zu pflegen, hieß es vom Offizialat.

Doch die fünf Wildeshauser und weitere Bürger ließen sich nicht bremsen. Sie erklärten sich vertraglich bereit, den Unterhalt der Schwestern zu sichern. Und so bezogen dann am 25. Oktober 1873 Franziskanerinnen aus dem Krankenhaus Twistringen Quartier im Vikargebäude in der Kreisstadt. Offenbar waren sie in Wildeshausen gern gesehen, schnell wurde die Unterstützung einer weiteren Schwester erbeten. Es gründete sich ein Verein, der unter anderem mithilfe einer Lotterie viele Gelder und Spenden sammelte. Und 1875 war das Krankenhaus an der Visbeker Straße bezugsfertig (Zur weiteren Geschichte siehe auch „Chronologie“).

Inzwischen 7 500 Patienten pro Jahr
In den vergangenen 150 Jahren ist das Johanneum immer weiter gewachsen und hat sich baulich stark verändert. Das einige Jahre später gegründete evangelisch-lutherische Krankenhaus wurde 1978 geschlossen, weil die Stadt zu klein war. Damals hatte die katholische Klinik 118 Betten. Waren 1997 noch rund 340 Mitarbeiter im Johanneum beschäftigt, sind es nun 425 – mit den angeschlossenen Einrichtungen sogar 647. Rund 7 500 Patienten werden pro Jahr behandelt (1997: 5 650). Gleichwohl ist die Zahl der Planbetten in den vergangenen 25 Jahren von 162 auf 144 gesunken. Die Erklärung: Die durchschnittliche Verweildauer sank von achteinhalb auf knapp sechs Tage. Gleichwohl sind die Ausgaben in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Wurden 1997 noch 24 Millionen D-Mark für Personal- und Sachkosten ausgegeben, sind es derzeit 38 Millionen Euro pro Jahr.

„Als einziges Krankenhaus im Landkreis Oldenburg präsentiert sich das Johanneum heute als ein leistungsstarker und anerkannter Akteur im Gesundheitswesen mit dem Anspruch einer hochwertigen Behandlung seiner Patientinnen und Patienten“, sagt Verwaltungsdirektor Hubert Bartelt auf Anfrage unserer Zeitung. Basis hierfür seien die fachliche Kompetenz durch gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter, unterstützt durch den Einsatz moderner technischer Geräte sowie eine umfassende Begleitung und ein hohes Maß an menschlicher Betreuung. „Mit der aktuellen Erweiterung des Krankenhauses sowie zukunftsorientierten Konzepten im medizinischen und pflegerischen Leistungsangebot stellen wir die Weichen für die Zukunftssicherung des Krankenhausstandortes Wildeshausen“, ist er sich sicher. Als moderne und qualifizierte Einrichtung, die auch überregional anerkannt werde, sei das Johanneum gewappnet, sich den weiteren Herausforderungen im Gesundheitswesen auch in Zukunft erfolgreich zu stellen. Die offiziellen Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen sind für den Spätsommer geplant.

Quellen
150 Jahre sind zu viel für einen Artikel. Wer sich eingehender mit der Geschichte des Johanneums beschäftigen möchte, wird in der „Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Krankenhauses Johanneum Wildeshausen 1873 bis 1973“ und einer Ausgabe des Krankenhausmagazins „CliniCom“ zum 125-jährigen Bestehen aus dem Jahr 1998 fündig. Beide Hefte mit vielen lesenswerten Details sind beim Bürger- und Geschichtsverein im Rathaus erhältlich. Weiterhin dienten Albrecht Eckhardts „Wildeshausen“-Chronik von 1999 und das Archiv unserer Zeitung als Quellen.

Wichtige Ereignisse aus 150 Jahren
Wildeshausen – Im Folgenden sollen einige besondere Ereignisse in der Geschichte des Krankenhauses genannt werden:

1875: Das Johanneum ist bezugsfertig, nachdem der Bau unter anderem mithilfe einer Lotterie finanziert wurde.

1881: In diesem Jahr werden 63 Personen behandelt – 19 katholische und 44 evangelische. Es kommen insgesamt 3 403 Verpflegungstage zusammen.

1889: Am 1. Mai eröffnet auch das evangelisch-lutherische Krankenhaus „St. Alexanderstift“.

1897: Das Dachgeschoss wird ausgebaut.

1928: Im Oktober wird ein Umbau abgeschlossen. Das Johanneum verfügt nun über einen neuen Operationstrakt und eine kleine Kapelle.

1948: Die Zahl der Betten ist auf 60 angewachsen.

1954 und -56: An der Visbeker Straße wird ein Anbau ans Hauptgebäude errichtet.

1968: Am 17. Mai wird ein neues Bettenhaus mit OP-Trakt und Zentralküche eingeweiht. Der Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Bettenhausflügel ist marode und wird abgerissen. Sechs Mediziner sind als Belegärzte tätig.

1971: Weil die Stadt nicht groß genug für zwei Krankenhäuser ist, bildet sich ein „Vereinigter Krankenhausausschuss“, der als Fernziel die Zusammenlegung im Auge hat.

1976: Bisher war das Johanneum ein Belegkrankenhaus. Nun wird die chirurgische Abteilung eröffnet. In den folgenden Jahren kommen weitere Abteilungen hinzu.

1977: Das Landes-Sozialministerium stellt fest, dass die Stadt bei einem Bedarf von 160 Betten ein Überangebot hat (Johanneum 118, Alexanderstift 88). Das Johanneum bleibt schließlich als Krankenhaus bestehen. Das Alexanderstift ist ab 1978 kein Krankenhaus mehr.

1983: Ein Erweiterungsbau wird eingeweiht. Das Johanneum hat nun 145 Betten und seit Anfang der 1980er-Jahre auch einen Hubschrauberlandeplatz.

1993: Die Klinik übernimmt die Notarztversorgung für Wildeshausen und die Umgebung. 1996 wird die neue Rettungswache fertiggestellt und an die Malteser übergeben.

1998: Das Krankenhaus hat nun rund 340 Beschäftigte.

2008: Am 8. Oktober endet eine 135-jährige Ära im Johanneum: Als letzte Franziskanerschwestern werden Elisabeth Brinkmann und Margit Raab verabschiedet.

2013: Am 29. Juli kommt es zu einem Starkregen, der das Johanneum hart trifft. Im Keller steigt das Wasser auf zwei Meter.

2022: Am 7. Oktober wird der Grundstein für die knapp 40 Millionen Euro teure Erweiterung gelegt.

 

Bildunterschrift: Das St.-Johannes-Hospital (Johanneum) nach 1875: Auf diesem Grundstück an der Visbeker Straße wurde der Grundstock für das Krankenhaus gelegt. Foto: Bürger- und Geschichtsverein/Johanneum

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