WILDESHAUSEN. Die regionale Krankenhausversorgung muss gesichert bleiben und das Johanneum spielt dafür eine wichtige Rolle: Das betonten alle Redner am Freitagvormittag beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen des Wildeshauser Krankenhauses. Welche Position genau das Johanneum in der künftigen Kliniklandschaft zugewiesen bekommt und wie die Finanzierung auf Dauer zu leisten ist, blieb nach einer 90-minütigen Vortrags- und Gesprächsrunde offen – dafür müssen erst noch die Rahmenbedingungen von Bund und Land neu festgezurrt werden.
Er habe dennoch „viel Rückenwind“ für die nächsten 150 Jahre gespürt, resümierte Hubert Bartelt, Verwaltungsdirektor des Johanneums, vor gut 150 geladenen Gästen im Festzelt, das – wohl nicht ganz zufällig – vor dem Rohbau des neuen Bettenhauses stand. Diese Baustelle und die folgenden zwei Bauabschnitte, mit denen das Johanneum für insgesamt knapp 40 Millionen Euro erweitert und modernisiert wird, symbolisieren die Zukunft des einzigen Allgemeinkrankenhauses im Landkreis Oldenburg.
Steigende Kosten
Mit der baulichen Erweiterung werde das Johanneum fit gemacht für die Zukunft, freute sich Herbert Weitz, Vorsitzender der Stiftung Johanneum. Was ihn indes besorgt, ist die Gegenwart, insbesondere die hohen Belastungen durch die Betriebskosten. „Den Krankenhäusern steht das Wasser bis zum Hals“, sagte Weitz und forderte von der Politik, dass freie und gemeinnützige Krankenhäuser genauso unterstützt werden sollten wie kommunale Kliniken.
Das Land werde sich bemühen, Insolvenzen wie aktuell in Holzminden zu verhindern – „aber nicht mit der Gießkanne“, versicherte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi im Gespräch mit Moderator Stefan Idel von der Nordwest-Zeitung. In seiner Festrede betonte der Minister, dass auch für die ländlichen Regionen eine wohnortnahe Krankenhausversorgung gesichert werden müsse. In den acht geplanten Versorgungsregionen werde es unterschiedliche Level geben, aber „überall die gleiche medizinische Qualität“.
Starker Einsatz
Den starken Einsatz Niedersachsens und anderer Nordländer bei der Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministers würdigte Christian Dürr aus Ganderkesee, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Bundestag: Es sei deren Verdienst, dass die regionale Krankenhausversorgung jetzt stärker berücksichtigt werde. Die Reform sei „anfangs nur aus der Sicht der Maximalversorger gedacht“ worden.
Die „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ auch im Gesundheitssektor beschwor Landrat Christian Pundt: „Ich möchte auf dem Land die gleichen Voraussetzungen haben wie in der Stadt“. Dass der Landkreis, der den Krankenhaus-Ausbau in Wildeshausen mit 3,4 Millionen Euro fördert, sich diese Voraussetzungen auch etwas kosten lassen will, deutete Pundt zumindest an: Da es nur ein Allgemein-Krankenhaus im Landkreis Oldenburg gebe, „sehen wir uns in der Verpflichtung, dieses Krankenhaus so zu behandeln, als ob es unser eigenes wäre.“
Höchste Anerkennung
Das war eine Steilvorlage für Moderator Idel im anschließenden Gespräch mit Wildeshausens Bürgermeister Jens Kuraschinski: Ob denn „ein Spielplatz auf der Burgwiese wichtiger ist als das Krankenhaus“, fragte er mit Blick darauf, dass die Stadt „nur“ eine Million Euro Zuschuss für das Johanneum bewilligt hat und zugleich kostspielige, wenngleich mit Förderprogrammen stark unterstützte Maßnahmen zur Innenstadtentwicklung umsetzt. „Mit der Millionen haben wir ein deutliches Signal in Richtung Johanneum gesetzt“, antwortete Kuraschinski. Die Stadt habe aber auch viele andere Aufgaben zu finanzieren. Das Johanneum indes habe ein riesiges Stück Stadtgeschichte geschrieben und genieße höchste Anerkennung weit über Wildeshausens Grenzen, betonte der Bürgermeister und lobte insbesondere die Beschäftigten: „Machen Sie weiter so!“
Foto: Das Land will die wohnortnahe Krankenhausversorgung auch in ländlichen Räumen sicherstellen – das betonte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (rechts) beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen des Krankenhauses Johanneum. BILD: Hergen Schelling