Keinen Mut zur Lücke: Leistenbrüche schonend behandeln

Autor des Beitrags: Dr. med. Alexander Terzic, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Minimal Invasive Chirurgie, Koloproktologie am Krankenhaus Johanneum. Er erklärt, warum ein Leistenbruch in jedem Fall ärztlich behandelt werden sollte und wie eine qualitätsgesicherte Hernienchirurgie auf hohem Niveau aussieht.                           

Jährlich werden in Deutschland rund 275 000 Leistenbrüche operativ versorgt. Zu den Patienten gehören Kinder wie Erwachsene, wobei vor allem Männer betroffen sind.

In der Leistenbeuge, etwa zwischen Unterbauch und Oberschenkel, befindet sich auf beiden Körperseiten der Leistenkanal – eine naturgewollte Lücke. Diese ist bei Männern, durch den hindurchtretenden Samenstrang, weiter als bei Frauen. Ursachen für einen Leistenbruch sind z.B. Bindegewebeschwäche, Fettleibigkeit oder chronischer Husten.

Auch wenn ein Leistenbruch zunächst scheinbar harmlos daherkommt – oft ist erst einmal nichts zu spüren, dann wird eine kleine Vorwölbung in der Leistengegend sichtbar, häufig sogar ohne Schmerzen – er sollte in jedem Fall ärztlich behandelt werden. Denn durch die Bruchpforte kann Darm aus der Bauchhöhle herausgedrückt werden und einklemmen. Dann muss notfallmäßig operiert werden, da der eingeklemmte Darm absterben kann.

Leistenbruch- beziehungsweise Hernienoperationen sind Routineeingriffe. Durch den Einsatz minimal invasiver Techniken (Schlüsselloch-Chirurgie) können die Eingriffe für die Patienten nun schonender und sicherer durchgeführt werden – häufig sogar ambulant. Da nur winzige Schnitte benötigt werden bleiben fast keine Narben.

Durch den Einsatz von speziellen Kunststoffnetzen zur Verstärkung der Bauchwand kann ein spannungsfreier Verschluss bei nahezu sofortiger Stabilität der Bruchlücke erreicht werden. Dadurch kann sich der Patient schon nach 2 Wochen wieder voll belasten – früher musste man sich bis zu 3 Monate schonen. Die gleichen Verfahren kommen auch bei Nabel- und Narbenbrüchen zum Einsatz. Sicher gibt es auch noch Fälle – z.B. nach Operationen im Unterbauch – wo man das offene Verfahren (ebenfalls mit Netz) anwenden muss. Ob offen oder minimal invasiv, mit oder ohne Netz – welches Eingriffs-Verfahren letztendlich für den betroffenen Patienten das optimale ist, ist abhängig vom Befund und macht sich schließlich am langfristigen Ergebnis der OP fest.

Für eine qualitätsgesicherte Hernienchirurgie, die sich im Interesse der Patienten immer weiter zu verbessern sucht, führt die gemeinnützige Deutsche Herniengesellschaft eine Qualitätssicherungsstudie durch, an der sich auch die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Krankenhauses Johanneum in Wildeshausen beteiligt. Um die Kenntnis von langfristigen Ergebnissen dieser Operationen zu erhalten, dokumentieren die erfahrenen Chirurgen alle operierten Leisten- und Bauchwandbrüche genau. Die anonymisierten Daten werden dann in einem zentralen Register gespeichert und einer wissenschaftlichen Auswertung zugeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse öffnen den Blick für weitere, noch schonendere Behandlungsmöglichkeiten.

Artikel eingefügt am 12.09.2012

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