Herzinfarkt: "Frühwarnzeichen beachten - weil jede Minute zählt!"

Kardiologe Dr. Falk Theil, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, weist auf die Unterschiede in der Symptomatik bei Frauen und Männern hin.

Etwa 130 000 Frauen erleiden jährlich deutschlandweit einen Herzinfarkt. Während die Zahlen für den tödlichen Verlauf der koronaren Erkrankung bei Männern rückläufig sind, steigen sie bei Frauen an.

Frage: Immer noch ist die Ansicht stark verbreitet, dass ein Herzinfarkt eine typische Männererkrankung sei.

Dr. Theil: Die Risikofaktoren, denen sich Frauen in den letzten Jahren und Jahrzehnten vermehrt aussetzen, begünstigen einen Infarkt. Sprich: Rauchen, Stress, Übergewicht, Bluthochdruck, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Anti-Baby-Pille …, um nur einige zu nennen. Mittlerweile geht die Rate der Herzinfarkte bei Männern sogar zurück, während sie bei Frauen ansteigt. Nahezu die Hälfte der rund 130 000 Frauen, die deutschlandweit einen Infarkt erleiden, überlebt diesen nicht. Das ist dramatisch. Weitere Risikofaktoren sind die  Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und eine erbliche Vorbelastung.

Frage: Wo liegen die Gründe für den Anstieg der Herzinfarktrate bei Frauen, neben den von Ihnen genannten Risikofaktoren?

Dr. Theil: Es ist wohl häufig die Unwissenheit insbesondere über die Frühwarnzeichen. Die Erkennungszeichen bei Männern sind in der Regel bekannt: klassische, belastungsabhängige, linksseitige Brustschmerzen, die in den linken Arm, den Oberbauch, in den Rücken oder den Kiefer ausstrahlen können. Natürlich können auch bei Frauen diese Warnsignale auftreten. Doch leider sind bei ihnen die Anzeichen häufig unspezifisch.

Frage: Wie sehen die Frühwarnzeichen eines drohenden Herzinfarktes bei Frauen aus?

Dr. Theil: Zu den unspezifischen Symptomen bei Frauen zählen: Schlafstörungen, starke Müdigkeit, Schwindelattacken, diffuse Brustkorbenge, Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen oder auch Luftnot. Hinzu kommt außerdem, dass das Fortschreiten der koronaren Erkrankung bei Frauen oft sehr viel langsamer und über Jahre verläuft. Im Falle eines Auftretens in bisher nicht bekannter Heftigkeit von Beschwerden wie geschildert, sollte umgehend der Rettungsdienst – Notruf 112 - angefordert werden, denn jede Minute zählt! Die Überlebenschance wie auch die Lebensqualität danach hängen unter anderem davon ab, wie schnell der Verschluss in den Herzkranzgefäßen, der die Versorgung des Herzens mit Nährstoffen und Sauerstoff unterbricht, mit Medikamenten beseitigt oder mit Hilfe eines Ballonkatheters aufgedehnt werden kann.

Frage: Gleiche Erkrankung, aber unterschiedliche Symptome bei Frauen und Männern. Wo liegen die Ursachen dafür?

Dr. Theil: Der Entwicklung der Häufigkeit des Myokardinfarktes bei Frauen Rechnung tragend, beschäftigt sich die Kardiologie seit einigen Jahren gezielt mit dem Problem. Vordringlich ist dabei die Frage: Wie kann die Diagnostik von koronaren Herzkrankheiten verbessert und verfeinert werden? Bisher ist aber meines Wissens nicht abschließend geklärt, wo die Ursachen für die unterschiedliche Herzsymptomatik bei Frauen und Männern liegen.

Frage: In welchem Alter sind Frauen besonders gefährdet?

Dr. Theil: Nach der Menopause, also bei Frauen zwischen 55 und 60 Jahren, steigt das Herzinfarktrisiko deutlich an. Vorher ist ihr Herzinfarkt-Risiko deutlich geringer als bei Männern. Auch hier sind die genauen Ursachen noch nicht bekannt. Eine Theorie besagt, dass die Östrogene einen günstigen Einfluss auf die Blutfette haben. Der Östrogenspiegel sinkt nach den Wechseljahren, das Infarktrisiko steigt. Dennoch hat sich die Gabe von weiblichen Geschlechtshormonen zur Prophylaxe als nicht wirksame Therapie erwiesen, das belegen Studien. Tatsächlich steigt mit der Hormoneinnahme das Brustkrebsrisiko.

Frage: Wie können Frauen einem Herzinfarkt vorbeugen?

 Dr. Theil: Eine gesunde Lebensführung hat positiven Einfluss auf nahezu alle Risikofaktoren. Dazu gehört vor allem, mit dem Rauchen aufzuhören. Wichtig ist auch eine ausgewogene Ernährung. Auch Sport wirkt sich sehr begünstigend aus. Wer jedoch länger inaktiv war, sollte sich seine Sporttauglichkeit zunächst von einem Arzt bestätigen lassen. Diese Maßnahmen gelten auch für Männer.

Artikel eingefügt am 17.09.2012

Weiteres zu diesem Artikel

Ärztlicher Bereitschaftsdienst

der Kassenärztlichen Vereinigung Telefon 116 117

Seite aufrufen

Die nächsten Vorträge/Seminare

03. Juni 2024, Mo.
Rund um die Geburt
Lernen Sie unsere Geburtshilfe kennen  Details
10. Juni 2024, Mo.
Gutartige Erkrankungen der Gebärmutter:
Endometriose, Myome  Details

Patientengrüße

Nutzen Sie unseren Patientengruß-Service, um schnell und unkompliziert einem Patienten in unserem Krankenhaus einen Gruß zukommen zu lassen.

Seite aufrufen

Ärzte-Newsletter

Informationen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Seite aufrufen

Gesundheitszentrum Johanneum

Seite aufrufen